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live-Blog aus Zürich: und der neue FIFA-Präsident heißt Gianni Infantino

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ZÜRICH. Ehrlich gesagt kann ich nicht versprechen, dass ich noch weiß, wie dieses Bloggen geht. Aber ich versuche es einfach mal, einverstanden? Und deshalb mache ich diesen Thread auf, fülle vielleicht noch heute Nacht einiges auf – so richtig dann ab Freitagmorgen, wenn in Zürich ab 9.30 Uhr der außerordentliche FIFA-Kongress tagt, um zumindest eine Überlebensfrage zu entscheiden, die der Reformen/Statutenänderungen (geht souverän durch), um mit einer anderen wichtigen Abstimmung, der Wahl des neuen und neunten FIFA-Präsidenten (wenn man den Interims-Schmiergeldempfänger Issa Hayatou nicht zählt), gleich wieder gegenzulenken – sollte nämlich Scheich Salman aus Bahrain gewählt werden.

Die Lage habe ich gegen Mittag mal für SpOn sondiert („Der Scheich und seine Königsmacher“), keine Ahnung was diese letzte Nacht bringt. Warum sollten ausgerechnet jetzt noch einige Funktionäre und Strippenzieher von Moral-Attacken geplagt werden, die dazu führen könnten, doch nicht für Scheich Salman das Kreuzchen zu machen?

Keine Frage, ich fände es fantastisch und nur konsequent, wenn der Menschenschinder aus dem bahrainischen Königshaus den Weltkonzern FIFA übernähme. Da halte ich es mit James Dorsey, der seit Monaten sagt: mit Salman würde der Karren gegen die Wand rasen. Das wäre das Ende der FIFA.

Wäre bestimmt lustig zu beobachten.

Schaun mer mal.

Was man wissen soll zum heutigen Tag, stellt die FIFA so dar:

Material dazu:

Dem außerordentlichen Kongress folgt übrigens im Mai in Mexiko City schon ein ordentlicher Kongress.

Freitag, 26. Februar, 6.51 Uhr: Moin moin. Es ist Wahltag. Und weiter bin ich völlig ahnungslos, ob in der Nacht ein kleines Wunder geschehen ist und vielleicht wichtige Stimmenbeschaffer und Wahlmänner von Scheich Salman abgesprungen sind. Habe gestern Abend noch kurze Profiles der Kandidaten für die Berner Zeitung gedichtet, das kann man so und natürlich auf tausend andere Arten machen:

Scheich Salman Bin Ibrahim Al-Khalifa (50) aus Bahrain war bis zum Donnerstagabend noch Favorit auf den FIFA-Thron. Sein Auftritt in der Höhle des Löwen, auf dem außerordentlichen Kongress der Europäischen Fussball-Union UEFA im Mövenpick Hotel Oerlikon, war durchaus souverän – Bella Figura. Bei zahlreichen anderen Gelegenheiten in den vergangenen Wochen, etwa bei kritischen Medienanfragen zu den Vorwürfen seiner Beteiligung an Menschenrechtsverletzungen bei der Niederschlagung der Demokratiebewegung in Bahrain, machte Scheich Salman dagegen keine gute Figur. Seine Anwälte drohten Journalisten und Medienhäusern, seine Spindoktoren verbreiteten Unsinn, der Scheich wurde extrem wortkarg. Wenn er sprach, dann fabulierte er gern von einer schmierigen Kampagne gegen ihn.

Nach Zürich wurden nun einige Fußballer aus Bahrain eingeflogen und werden vielleicht sogar auf dem Kongress präsentiert, darunter ein Kicker, der das Mitglied des bahrainischen Königshauses einst beschuldigt und von Folter berichtet hatte, der inzwischen aber seine Meinung geändert hat. Im deutschen TV-Sender Sky behauptete Scheich Salman kürzlich: „Ich kann zu einer Million Prozent garantieren, dass in bahrainischen Gefängnissen keine Athleten gefoltert worden sind.“ Aussagen wie diese nennt einer der Gefolterten, der ehemalige Junioren-Nationalspieler Hakeem Al-Oraibi, dem die Flucht nach Australien gelang, in der WDR-Sendung Sport Inside „eine große Lüge“. (Dazu schreibt Grit Hartmann in der Berliner Zeitung.)

Scheich Salman und seine Anwälte, die Kritiker und Fragesteller unter Druck setzen, tun wenig, um die Vorwürfe seriös aufzuklären. Ist Scheich Salman, Mister eine Million Prozent, ein geeigneter Kandidat, um die FIFA in eine transparente Zukunft zu führen, ja überhaupt die Zukunft des Weltverbandes zu sichern? In weiten Teilen der Welt und damit der weit verzweigten FIFA-Familie sind derlei Fragen keine Diskussion wert. Als Reaktion darauf erntet man allenfalls ein Schulterzucken.

Salmans Geschäftsgebaren ist ebenfalls nicht überzeugend, Vorwürfe der Zweckentfremdung von Entwicklungshilfemitteln für einen FIFA-Wahlkampf vor einigen Jahren, entkräftet er nicht wirklich. In seinem asiatischen Verband AFC betrachtet er sich zwar als Reformer, das hat er den UEFA-Delegierten in Zürich auch nochmal erzählt, Tatsache aber ist, dass die zahlreichen Korruptionsvorgänge im AFC-Reich bis heute nicht rigoros aufgearbeitet worden sind. Man lese nach bei James Dorsey.

Stattdessen schmiedete Scheich Salman die üblichen Bündnisse im Stile seines AFC-Vorgängers Mohamed Bin Hammam aus Katar – etwa mit dem sogenannten Memorandum of Understanding zwischen dem AFC und Afrikas Verband CAF, das im Januar in Kigali unterzeichnet worden ist.

Bis zum Donnerstag durfte Scheich Salman einige der mächtigsten Figuren des olympischen Weltsports zu seinen Unterstützern zählen: Russlands Präsident Wladimir Putin, der vor wenigen Tagen erst einen Pakt mit Bahrains König Hamad Bin Isa Al-Khalifa geschlossen hat, Emir Tamim aus Katar und Scheich Ahmad Al Fahad Al-Sabah aus Kuwait. Der kuwaitische Scheich, der auch eine gigantische halbe Milliarde Dollar aus dem IOK-Entwicklungshilfetopf verwaltet, hat Scheich Salman schon bei anderen Gelegenheiten unterstützt. In Zürich wird Salman auf Schritt und Tritt von Helfern des Scheichs begleitet.

Wichtige Wahlen im Weltsport wurden schon oft in der Nacht vor der Wahl entschieden, oft genug wechselten Geldbündel den Besitzer. Scheich Salman konnte in der Nacht zum Freitag nur alles verlieren – aber warum sollten seine Unterstützer plötzlich moralische Bedenken bekommen und die Seiten wechseln?

Gianni Infantino (45) aus Brig ist der einzige Kandidat, der den Sieg von Scheich Salman verhindern kann. Sollte dies gelingen, dann wäre das weniger ein Verdienst Infantinos, als vielmehr glückliche Fügung. Auch müsste seriös ermittelt werden, mit welchen Mitteln und Deals dieser Last-Minute-Sieg gegen eine einflussreiche Allianz von Ölscheichs zustande gekommen ist. Er wurde von der gesamten UEFA-Administration unterstützt, inklusive der einst für die FIFA-Kandidatur von Michel Platini angeheuerten teuren PR-Leute und Spindoktoren.

Infantinos Aufstieg vom UEFA-Generalsekretär zum FIFA-Präsidenten wäre eine der rasantesten, überraschendsten Karrieren in der Geschichte des Weltsports – Plan B eben, Plan A hieß schließlich Michel Platini. Bis vor wenigen Wochen war der sprachgewandte Schweizer noch treuer Diener des suspendierten UEFA-Präsidenten Platini. Gut möglich, dass Infantino diesen Posten auch unter einem neuen UEFA-Präsidenten weiter ausübt, sollte er am Freitag in Zürich verlieren.

Einen FIFA-Deal mit Scheich Salman, an dem offenbar die Russen und der kuwaitische Stimmendealer Scheich Al-Sabah mitgewirkt haben, hat Infantino ausgeschlagen – so erzählte es jedenfalls Russlands Sportminister Witali Mutko, der zu den Vertrauten Wladimir Putins zählt und dem FIFA-Exekutivkomitee angehört: Infantino sollte aufgeben und unter dem FIFA-Präsidenten Salman stattdessen FIFA-Generalsekretär werden.

Als Erfüllungsgehilfe Platinis sorgte Infantino in den vergangenen Jahren dafür, dass Europas Verbände sich wichtigen FIFA-Reformen verweigerten. Ausgerechnet er gibt nun den Reformer und behauptet, er sei der richtige Mann, die FIFA aus der existenziellen Krise zu führen. Im Wahlkampf wirbt er unentwegt mit Geld: Einerseits erzählt er die Erfolgsgeschichte der UEFA und ihrer Champions League, die Umsätze des drittreichsten Verbandes der Welt (nach FIFA und IOK) haben sich in den vergangenen Jahren verdreifacht, die Ausschüttungen an die Nationalverbände verfünffacht. Den 209 FIFA-Mitgliedsnationen versprach er die Ausschüttung von 1,5 Milliarden Dollar pro Vierjahreszyklus – woraufhin Scheich Salman öffentlich vorrechnete, dass die FIFA pleite ginge, sollten derlei Planspiele Wirklichkeit werden.

Mit einer Erhöhung der jährlichen Tantiemen und Sonderausschüttungen an Nationalverbände kann man immer punkten. Infantino ist nicht der einzige Kandidat, der mehr Geld verspricht. Letztlich sind derlei Versprechen ein Eckpfeiler des Systems Blatter, eines Systems, das doch eigentlich überwunden werden soll. So sehr unterscheidet sich Gianni Infantino da gar nicht von seinem berühmten Walliser Landsmann. Infantino hat die Unterstützung großer europäischer Verbände – etwa aus Deutschland und England -, natürlich auch des SFV. Doch was Zentraleuropa als gemeinsamen Willen formuliert, kam in der FIFA selten durch.

Infantinos Aussagen zum teilweise kriminellen System in der großen FIFA-Familie sind inhaltlich sehr dünn. Im Rahmen der UEFA machten er und sein langjähriger Boss Platini in der Korruptionsaufklärung nie eine gute Figur – einige drängende Fragen und handfeste Vorwürfe blieben unaufgeklärt.

Prinz Ali Bin Al-Hussein (40) aus Jordanien zählt zu den wenigen Funktionären in der Geschichte der FIFA, die sich zwei Mal um das Präsidentenamt beworben haben. Im Mai 2015 kandidierte Ali als einziger gegen den damaligen Amtsinhaber Joseph Blatter, wurde von den Europäern unterstützt und erhielt immerhin 73 Stimmen – das war respektabel, doch er verlor. 73 Stimmen wird Ali nun nicht wieder erhalten, sondern maximal zwei Dutzend.

Der Prinz machte im Wahlkampf keine schlechte Figur, sondern sprach wichtige Punkte an, verlangte mehr Transparenz und Chancengleichheit für ihn und die anderen beiden Einzelkandidaten Champagne und Sexwale, denn der Wettbewerb gegen die mit gigantischem Aufwand von den Kontinentalverbänden AFC und UEFA unterstützten Favoriten Scheich Salman und Infantino war im Grunde unfair.

Finanzkräftigen Support für seinen Wahlkampf hatte Prinz Ali allerdings auch: Sein Schwager Muhammad Bin Raschid Al-Maktum, der Ruler of Dubai, leistete logistische Hilfestellung. Al-Maktum hat Alis Schwester Haya als Zweitfrau geehelicht, die ehemalige Präsidentin des Reiter-Weltverbandes. Prinzessin Haya gehörte lange auch dem Internationalen Olympischen Komitee (IOK) an, so wie Alis Bruder Prinz Feisal.

Jérôme Champagne (57) aus Frankreich ist eigentlich Zürcher. Er lebt seit achtzehn Jahren nahe des FIFA-Hauptquartiers. Von 1999 bis 2010 diente er in hohen Funktionen seinem Boss Joseph Blatter, über den Champagne bis heute kein schlechtes Wort verliert. Das machte ihn in den Augen vieler Beobachter suspekt. Doch die These, Champagne sei ein U-Boot Blatters, erwies sich einmal mehr als purer Nonsens.

Im Wahlkampf 2015 war Champagne nicht zugelassen worden, weil die FIFA-Administration, die UEFA und andere Konföderationen Druck auf Nationalverbände gemacht hatten. Das bewies, wie sehr Champagne gefürchtet wurde. Intellektuell und von seiner FIFA-Erfahrung her ist der langjährige Diplomat zweifelsfrei der am besten geeignete Kandidat. Champagne hat bewiesen, dass er unabhängig agiert – und genau das ist sein Problem, deshalb wird der Wahltag ein bitterer für ihn.

Champagne hatte TV-Duelle der Kandidaten gefordert, die von der FIFA genauso abgelehnt wurden, die der Welt-Sportgerichtshof CAS am Donnerstag seinen Antrag abschmetterte, die Wahl in den von Prinz Ali entworfenen transparenten Kabinen durchzuführen. Champagne stellte sich als einziger Kandidat einer Anhörung im EU-Parlament und verdiente sich bei zahlreichen anderen öffentlichen Auftritt Respekt.

Tokyo Sexwale (62) aus Südafrika kann im Grunde bis heute nicht belegen, warum er eigentlich kandidiert. Der Multimillionär, über dessen Geschäften viele Fragezeichen stehen, machte sich gar nicht erst die Mühe, ein ausgefeiltes Programm vorzulegen. Ins Spiel gebracht wurde er vor allem von Geschäftspartnern Franz Beckenbauers. Einer der langjährigen Berater Beckenbauers, der in der Schweiz residierende Strippenzieher Fedor Radmann, war im Wahlkampf auch für Sexwale tätig. Es hat nicht viel gebracht.

Sexwale kann nicht einmal in Afrika punkten. Aber er will am Freitagabend mal richtig die Sau raus lassen und mit den Kollegen feiern – das hat er auf dem UEFA-Kongress gesagt. Seine Rede vor Europas Delegierten war ganz passabel. Inhaltlich zwar wenig erhellend, aber immerhin unterhaltsam. Nach beinahe 112 Jahren sei die Zeit für einen nichteuropäischen Präsidenten gekommen, rief Sexwale den Delegierten zu. So als hätte der Brasilianer Joao Havelange nicht 24 Jahre in der FIFA regiert.

9.29 Uhr: So, liebe Freunde. Sitze im Hallenstadion. Erste Pressereihe. Internet funktioniert – die FIFA-Leute können nun alle Dateien vom Laptop absaugen. Die Halle füllt sich, es geht mit leichter Verspätung los. Nur einer fehlt, ich hab es gerade getweetet (wie immer gilt: bitte meine Tweets in der Timeline rechts als ergänzende Berichterstattung verfolgen): Sepp Blatter. Ist schon ein bisschen komisch, so ein Kongress ohne ihn, nach mehr als 40 Jahren. Weiß gar nicht, wie viele FIFA-Kongresse ich mitgemacht habe. Irgendwas zwischen zehn und fünfzehn, denn viele fanden zuletzt doch an exotischen Destinationen statt, wo sich die Reisen nicht finanzieren ließen (Mauritius, Bahamas, Buenos Aires, Los Angeles etc).

Gerade sehe ich Husain Al-Musallam eine Runde machen und etliche Delegierte begrüßen – oder daran erinnern, dass sie für Salman zu stimmen haben. Al-Musallam, der künftige Präsident der FINA, ist die rechte Hand des Strippenziehers Scheich Ahmed Al-Sabah. Kuwait ist zwar mal wieder suspendiert heute beim FIFA-Kongress, doch Husain und Scheich Ahmed sind davon doch nicht betroffen. Natürlich nicht in dieser neuen, volltransparenten FIFA.

9.39 Uhr: Es ging mit sechs Minuten Verspätung los. Großer Auftritt für den Deutschen Markus Kattner, den Kumpel von Blatters Neffen Philippe (Infront CEO) und amtierenden FIFA-Generalsekretär. Bin mal gespannt, wann es Kattner davon fegt.

Die Testfrage für das elektronische Votingsystem heißt diesmal übrigens, ob die WM 2018 in Russland stattfindet. 95 Prozent sagen: ja.

Zweite Frage: Did Argentina win the 2014 FIFA World Cup?

Mein elfjähriger Sohn würde spontan ja sagen, er hat sich aber dafür entschieden, dass dieses Endspiel nicht stattgefunden hat, so lässt sich die Niederlage besser verkraften. Neun Prozent der FIFA-Delegierten sagen ebenfalls ja.

9.43 Uhr: Leider steht die FIFA aus allen möglichen Gründen oft im Zentrum der Aufmerksamkeit, sagt der korrupte amtierende Präsident Issa Hayatou. Warum wohl?

Es geht kurz und schmerzlos zur Sache. Keine Show, kein Pomp. Zack zack zack. Nicht wie unter Blatter. Aber das wird sich im FIFA-Reich wieder ändern.

Na also, Peter Gilliéron, der Präsident des Schweizer Fussballverbandes, sagt, die Sonne werde irgendwann über der FIFA scheinen!

9.48 Uhr: Seine Exzellenz Dr. Thomas Bach spricht zum Volk. Da muss ich jetzt schweigen und jedes Wort aufsaugen. Stört mich bitte nicht!

9.58 Uhr: Zählappell. Kuwait wird mitgezählt. Komisch. Dauert noch ein paar Minuten.

Die besten Facebook-Kommentare so far zur authentischen Spontan-Demo für Scheich Salman vor dem Hallenstadion (die inzwischen aufgelöst ist) …

authentische Spontan-Demo für Scheich Salman

  • … Grundehrliche Herzensangelegenheit für ein Mittagessen. Warum sollte das auch aufhören. Will außer Lynch ja niemand.
  • … Mal eine Abwechslung für die Jungs anstatt immer nur Stadien zu bauen.
  • …Aber auf den Plakaten steht doch, dass er der „clean man“ ist!!!

10.03 Uhr: Schon geschafft. 209 Nationalverbände sind anwesend – vollständig. 207 sind wahlberechtigt – Indonesien und Kuwait sind suspendiert.

Wenn es in diesem Tempo weiter geht, ist die Sache mittags gelaufen. Aber es wird schon noch was dazwischen kommen.

10.11 Uhr: Ich sagte es schon, glaub ich, bereits am 12./13. Mai findet in Mexiko der nächste ordentliche FIFA-Kongress statt. Gerade wurden die Wahlmänner bestimmt. Macao, Guyana, Malawi und andere Spezialdemokratien.

10.17 Uhr: „Eine ganz verschwindend kleine Minderheit“ in unserer Organisation macht böse Sachen, sagt Schmiergeldempfänger Issa Hayatou.

Kommentiert sich selbst.

Robust und transparent werde die FIFA jetzt. All that jazz.

10.21 Uhr: Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, das Thema Ebook nicht zu erwähnen, weil ich immer noch nicht mit einer ersten Version fertig bin. Aber wenn ich schon wieder blogge, lasst mich doch wenigstens das sagen:

Es gibt im Shop jetzt jede Menge Extras – sogar Autogramme von Leuten, die alles unterschreiben (Franz), die sich nicht an Unterschriften erinnern können (Wolfgang) oder sich immer noch als FIFA-Präsident betrachten (Sepp). Den Uli, den Günter, den Theo und den Michel gibt es natürlich auch in der extended, der golden und der diamond Version von „FIFA confidential“. Der Vorrat ist allerdings begrenzt.

10.26 Uhr: Hayatou will den Menschen dienen. So hab ich ihn verstanden. Dem Fußball. Der Welt. Der FIFA.

Nur von Liebe hat Hayatou nichts erzählt. Ich sag doch, dass ich den Sepp vermisse.

10.20 Uhr: Markus Kattners Bericht.

  • Wir sind einem großen Druck der Rechtsorgane ausgesetzt.
  • Wir werden ein negatives Ergebnis für 2015 haben.

Die Rede ist von mehr als 100 Millionen Dollar.

Um im WM-Zyklus auf mindestens 5 Milliarden Dollar Umsatz zu kommen, wie es budgetiert wurde, fehlen noch satte 550 Millionen, sagt Kattner. Zum ersten Mal seit Jahrtausenden wird der Umsatz der FIFA also nicht steigen. Denn für 2011 bis 2014 waren es 5,7 Milliarden!

Habe irgendwo gelesen, dass angeblich allein die Kosten für die Heerscharen von Quinn Emanuel Urquart & Sullivan, Teneo und andere Anwälte/Berater mehr als 10 Mio monatlich betragen. Die verschiedenen Sponsoren-Kategorien sind nicht ausgeschöpft. Hinzu kommen satte Abfindungen etc pp. Das geht an die Substanz. Und es bleibt die Gefahr, dass aus den bevorstehenden Prozessen in den USA (vielleicht auch anderswo) noch satte Zivilklagen und Schadensersatzansprüche erwachsen. Um das zu verhindern und die 1,5 Mrd Rücklagen zu sichern, unternehmen die QEUS-Boys alles.

10.38 Uhr: Wenn ich richtig gehört habe, sprach Kattner nun auch offiziell von 10 Mio Rechtskosten jährlich. Bis zur WM 2018 bei Putin soll die FIFA als transparente, vertrauenswürdige Organisation wahrgenommen werden, sagt er.

:)

Zwei Slides von Kattner, kann man das lesen?

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10.41 Uhr: Und nochmal Hayatou, der eine Botschaft der Einheit und Entschlossenheit an die Welt senden will. Muss gerade wieder an den Sepp denken. Der hat 2011 auf dem Wahlkongress hier (auch 2007 und 2015 fanden die Wahlkongresse im Hallenstadion statt) davon gesprochen, dass er als Steuermann das schwankende Schiff FIFA in den sicheren Hafen steuern werde.

10.47 Uhr: Es bleibt witzig. Maître François Carrard (81), seit Jahrhunderten Berater des IOC und lange auch dessen Generaldirektor, dankt noch einmal Joseph Blatter und erzählt, dass seine sogenannte Reformkommission (mit Mubarak-Freund Abo Rida, Scheich Ahmad, Gorka Villar, Constant Omari u.a. Figuren) total unabhängig gearbeitet habe.

11.01 Uhr: Nun spricht Constant Omari aus der DR Kongo. Der ist, sorry, ein absoluter Vollidiot. Auf FIFA-Kongressen fiel er stets als Claqueur von Blatter auf. Auf dem Kongress 2014 in Rio hat er beispielsweise eine Resolution der Afrikaner verlesen, in der die Enthüllungen der Sunday Times zu Katar 2022/Bin Hammam als „Rassismus“ gebrandmarkt wurden.

Mit Leuten wie Omari ist natürlich keine neue FIFA zu machen. Typen wie der dürften nicht mal in den Saal.

Download

Aber okay. Er ist jetzt halt Reformer.

Vor einem dreiviertel Jahr hat er übrigens die Empfehlung von Bach, die FIFA solle sich einen externen Präsidenten wählen, als „Beleidigung“ bezeichnet.

11.13 Uhr: Wenn es interessiert: Scheich Ahmad ist schon längst wieder vom Podium verschwunden.

11.14 Uhr: Very funny. Der Vertreter Palästinas sagt, diese Reform gefährde die Zukunft der FIFA. Dem neuen Council und dem Generalsekretariat werde zuviel Macht zugeschrieben – die Nationalverbände würden entmachtet. Bin überzeugt, dass die Statuten trotzdem souverän durchkommen, aber hier kommen die Bedenken der Verbände zum Ausdruck. Scheich Salman hat genau da angesetzt und verspricht allen, die Verbände natürlich nicht zu entmachten und keinerlei Abstriche zu machen – eine Stimme wird immer eine Stimme sein.

Der Palästinenser sagt, man solle mit Reformen warten, bis sich der Sturm gelegt habe. Die FIFA sollte nicht wie eine Firma, sondern weiter wie die FIFA geführt werden. Ich sag doch: very funny.

We need an evolution, not a revolution.“

Hayatou geht gar nicht drauf ein. Hat vielleicht auch nicht zugehört.

Es wird abgestimmt.

11.21 Uhr: Es ist ein historischer Moment, sagt Kattner. The vote is open.

179:22 Ja-Stimmen.

89 Prozent.

Das kann die FIFA retten.

Und nun gleich wieder anders herum.

Was macht Scheich Ahmad eigentlich hinter den Kulissen? Niersbach fehlt ebenfalls. Aber den ist bestimmt nur pinkeln.

11.26 Uhr: Mittagspause. Wie konnte ich das nur vergessen. Mist eigentlich, werde gerade warm hier auf der Tribüne.

Bevor ich es vergesse, die DFB-Pressemitteilung von eben:

Helmut Sandrock gibt Amt des Generalsekretärs auf

Helmut Sandrock gibt auf eigenen Wunsch das Amt als Generalsekretär des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) mit sofortiger Wirkung auf. Diese Erklärung hat er gegenüber der amtierenden Führungsspitze des DFB mit den beiden 1. Vizepräsidenten Dr. Rainer Koch und Dr. Reinhard Rauball sowie Schatzmeister Reinhard Grindel abgegeben. Das Präsidium des DFB hat den Rücktritt angenommen und dankt Helmut Sandrock ausdrücklich für dessen hervorragende Arbeit in den vergangenen Jahren.

Helmut Sandrock erklärt: “Es ist einfach guter Stil und üblich, wenn bei einer Neuwahl des Präsidenten des DFB dieser auch die Gelegenheit erhält, dem DFB-Bundestag einen neuen Generalsekretär zur Wahl vorzuschlagen. Zum Wohl unseres Fußballsports und des DFB ist es notwendig, dass ein kompletter Neuanfang – auch personell – glaubwürdig und konsequent dokumentiert wird. Hierzu möchte ich im Hinblick auf den Außerordentlichen Bundestag im April 2016 meinen Beitrag leisten. Es ist mir ein Anliegen, mich bei den Entscheidungsträgern des DFB für das mir stets entgegengebrachte Vertrauen zu bedanken. Dies hat sich gerade auch in der schwierigen Phase nach dem Rücktritt von Wolfgang Niersbach gezeigt.”

Dr. Rainer Koch, 1. Vizepräsident, sagt: “Diese Entscheidung ist Helmut Sandrock sicher nicht leicht gefallen, umso größer ist unser Respekt. Helmut Sandrock hat sich in seinen vielfältigen Aufgaben, national wie international, in den vergangenen zwei Jahrzehnten große Verdienste erworben. Er hat beim DFB professionell und sehr erfolgreich gearbeitet, deshalb wird insbesondere der Erfolg bei der WM 2014 in Brasilien stets auch eng mit seinem Namen verbunden bleiben.”

Dr. Reinhard Rauball, 1. Vizepräsident, erklärt: “Helmut Sandrock hat sich gerade auch in der jetzt durchaus schwierigen Zeit für den DFB als zuverlässiger Partner erwiesen und seine persönlichen Interessen dem Wohl des Fußballsports und des Verbandes untergeordnet. Es entsprach seinem Grundverständnis, sich stets für einen Interessenausgleich von Profis und Amateuren einzusetzen. Wir haben allen Grund, Helmut Sandrock zu danken und mit ihm freundschaftlich verbunden zu bleiben.”
Über Sandrocks Nachfolger entscheidet satzungsgemäß der DFB-Bundestag. Ein diesbezügliches Vorschlagsrecht steht dem Präsidenten zu. Eine Entscheidung über einen solchen Vorschlag ist noch nicht gefallen.

Direktion Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit

11.31 Uhr: Ooops. Eine FIFA-Angestellte kommt vorbei und sagt: If you want to meet the delegates, please go down, you can have lunch with them.

Was ist denn hier los?

12.33 Uhr: Es geht weiter. Um auch das klarzustellen: Lunch mit der FIFA-Familie war nicht erlaubt, aber es gab eine Art relaxte Mixed Zone, auf dem Weg von der Halle zum Restaurant konnte man miteinander reden. So blieben mir ein paar Worte mit Husain Al-Musallam nicht erspart, man will ja höflich sein. Und im Zweifel, da machen wir uns mal nichts vor, ist Husain immer der erste, der einen sieht, beobachtet und weiß, was passiert.

Draußen geht es wieder um Bahrain, diesmal sind es aber keine vom Scheich Salman bezahlten Supporter:

12.35 Uhr: Die Wahl. Es ist nur eine Wahl, um Blatter zu ersetzen und bis 2019 zu amtieren, sagt Hayatou.

12.39 Uhr: 15 Minuten für jeden. Es beginnt seine königliche Hoheit Prinz Ali Bin Al-Hussein.

  • Seine Webseite
  • Haben Sie den Mut und wählen eine Zukunft, auf die wir alle stolz sein können.
  • Die Vergangenheit der FIFA darf nicht die Zukunft der FIFA zerstören.

Frieden, Hoffnung, Freude, Gleichberechtigung – kurzum: Fußball. FIFA.

  • Die FIFA ist gescheitert.
  • Heute können Sie Ihre FIFA zurückverlangen.
  • Unter meiner Führung wird die FIFA das Schlimme hinter sich lassen.
  • Wenn Sie mir die Ehre geben, mich als Präsident zu wählen, wird es meine erste Aufgabe zu sein, verantwortungsvoll zu handeln und die Krise zu beenden.

Zu seinem Team gehört Kofi Annan, sagt er, und bringt noch einige andere internationale Größen – eine Art Zweitregierung, Beratergremium „ohne versteckte Agenda“.

  • Offenheit, Transparenz, ethisches Verhalten, gegen Korruption und Menschenrechtsverletzungen.

Da sage noch einer, es gebe heutzutage keine Visionäre.

  • Ich bin der einzige Kandidat, der immer wieder ein echtes Engagement für eine neue Führung vertreten hat.

Wenn das Scheich Salman hört!

  • Ich werde keine Region einer anderen vorziehen. Ich bin einer von Ihnen!
  • Ich habe die Hüter des Spiels vor mir.
  • Wir werden gemeinsam eine bessere Zukunft bauen.

12.52 Uhr: Nun Scheich Salm Bin Ibrahim Al-Khalifa.

Er überlegt laut, ob er etwas ablesen oder er selber sein soll. Entscheidet sich, „vom herzen“ zu sprechen – und schon gibt es Beifall. Das sagt einiges.

„Vom Herzen sprechen“ übersetze ich mal: Ich habe inhaltlich nicht viel zu sagen, und ich muss das auch nicht, selbst wenn es die f****** Medien vielleicht verlangen. Aber wir, liebe Freunde, haben längst alles klargemacht, also spielen wir noch ein bisschen und nachher feiern wir meine Krönung. Kassiert wird später.

Salman lobt die FIFA-Administration in höchsten Tönen.

Hach, in Salmans AFC gab/gibt es auch Reformen. Gut zu wissen. Hab ich glatt verpasst.

Und nun spricht Thomas Bach Scheich Salman über die EINHEIT der Bewegung.

  • Morgen müssen wir der ganzen Welt zeigen, dass wir wirklich zum Wohl dieser Organisation und des gesamten Fußballs arbeiten.

Jetzt geht es um die kleinen Nationen, also drei Viertel der FIFA-Mitglieder (und Wahlberechtigten). Wie bei Blatter.

13.03 Uhr: So, jetzt war ein paar Minuten keine Internetverbindung da. Was ich zu Salman noch notiert hatte, ist verschwunden.

#ZF: Salman ist der richtige Mann, gemeinsam kann man zu glorreichen Zeiten und neuen Ufern aufbrechen.

Es spricht Jérôme Champagne.

Über Ungleichheiten im Weltfußball. Einigen Kontinenten wird gegeben, andere nehmen nur. 6,8 Mrd Dollar Umsatz im organisierten Fußball (wie die Zahl zusammenkommt) und einige von Ihnen müssen mit zwei Millionen überleben.

Heute gewinnen immer die gleichen.

Die Berliner Mauer darf nicht fehlen und seine Zeit in den USA – gestern schon gehört auf dem UEFA-Kongress. NBA-isierung des Spiels will Champagne verhindern. Hat er der UEFA auch erzählt. Und jetzt preist er Havelange und Blatter für deren universale/universelle Visionen. Meint er Blatters Gestammel von den interplanetarischen Wettbewerben 2014 in Brasilien?

Wir brauchen jemanden, der ein neues Kapitel aufschlägt und die Kontroversen der letzten Jahre hinter uns lässt. Wir brauchen ein gutes politisches Programm. Ich habe nie finanzielle Vorschläge gemacht, die die FIFA gefährden. Unter mir wäre die FIFA demokratischer! Direktoren sollen aus der ganzen Welt kommen.

  • Wir brauchen Vertreter von Klubs, von Ligen, von Spielern am Tisch des neuen FIFA-Councils.

Das stimmt.

  • Sie haben viele Empfehlungen, Anweisungen und Druck bekommen. Aber die geheime Abstimmung ist ein Vorteil für Sie. Stimmen Sie für den einzigen unabhängigen Kandidaten! (Hat er wirklich einzig gesagt?)
  • Stimmen Sie für den Kandidaten, der seine Treue bewiesen und nie die FIFA angegriffen hat. Für den Kandidaten, der wirklich eine reine Weste hat!

Champagne ist viel besser als gestern vor der UEFA.

  • Ich habe der FIFA elf Jahre gedient. Ich habe Ihnen allen gedient. Sie konnten mich am Samstagabend anrufen und ich habe mich gekümmert. Jetzt brauche ich Ihre Hilfe, um diese Ziele zu erreichen.

Sportlicher Beifall.

13.15 Uhr: Gianni Infantino spricht. Ein Mann, für den gefühlt 100 PR-Leute und Spindoktoren arbeiten.

Auch er spricht von Herzen, natürlich, und wechselt ins Italienische. Nun ins Deutsche. Er ist in der Deutschschweiz im Oberwallis aufgewachsen – wie Blatter. Dann ging es in die französischsprachige Schweiz – also wechselt er auch die Sprache. Nun Spanisch – das hat er vom Blatter gelernt. Champagne kann auch viele Sprachen, er hätte sogar in Arabisch parlieren können, aber er hat auf den Spaß verzichtet.

Vor fünf Monaten hatte er nicht im Traum an so eine Situation gedacht. Nun übernimmt er Verantwortung für den Fußball und für die FIFA. Deshalb habe ich meine Reise unternommen.

Von Kairo nach Robben Island. usw usf. Fünfmal um die Welt, hat er gestern gesagt.

Auf so was hat Champagne verzichtet. Dabei hätte er einiges zu berichten.

Nun sind wir also in Afrika, klar doch, da muss Infantino Stimmen machen. Was kann die FIFA in Afrika tun? Da soll er mal Sepp Blatter fragen, das war dessen Lebensthema.

CONMEBOL im Fußball die ganz Großen. Wir müssen ihnen danken. Teixeira? Grondona? Léoz?

Jetzt wieder mal ein bisschen Spanisch auf seiner Weltreise.

CONCACAF. Jetzt spricht er über die Idee einer eigenen karibischen Liga … und ist im nächsten Halbsatz in Asien.

In China.

  • Die FIFA wird Ihnen dabei helfen, den Fußball zu entwickeln.

OFC, Ozeanien. Da war er auch. In Port Moresby.

Inhaltsleere. Anders hat man es von Infantino nicht erwarten dürfen.

  • Europa muss noch viel mehr leisten für den Fußball. Alle diese Mauern müssen abgerissen werden. Brücken müssen gebaut werden.

Er sieht sich von den anderen herausgefordert und sagt: Wenn ich über Zahlen spreche, dann weiß ich, worüber ich spreche. Wenn die FIFA 5 Milliarden einnimmt – ist es normal, dass da 1,2 Mrd nicht verteilt werden? Die müssen doch in den Fußball investiert werden.

  • The money of FIFA is your money!
  • Ich brauche Sie! Jeden einzelnen von Ihnen! Ich stehe Ihnen Tag und Nacht zur Verfügung.

Paar Sekunden mehr Beifall als bei Champagne. Der Beifallspegel aber entscheidet hier nicht.

Erster Beifall.

13.29 Uhr: „Monsieur Tokio!“ sagt Hayatou. Und dann taucht er auf, der Tokyo Sexwale.

Es steht mir nicht zu, Ihnen was beizubringen über Fußball. Natürlich erwähnt er, dass er im Gefängnis auf Robben Island Fußball gespielt haben.

  • Manche Leute haben mir gesagt: Tokyo, tritt zurück. Aber ich bin ein Soldat, ich sterbe in meinen Stiefeln!

Jetzt zählt er die auf, die die FIFA in den letzten Monaten verloren hat: Blatter, Valcke, die ersten Verhaftungen, die zweiten Verhaftungen. Ein paar Lacher.

  • Man soll sich nicht freuen am Elend anderer. Ich hoffe, dass sie ihre Probleme lösen können.

Beifall.

Heute morgen hat die BBC über ein toxisches, giftiges Klima gesprochen – das sind wir heute!

Dem Fußball geht es gut!

Ich denke nicht, dass man noch einmal zwei Weltmeisterschaften zusammen vergeben sollte. Denn das hat uns hier her gebracht.

Korrekt. Der 2. Dezember 2010 war bedeutend.

Er will ein internationales Aufsichtsgremium und ein internationales Beratergremium – bestimmt auch mit seinem Berater Fedor Radmann.

Wie gestern erzählt er, dass es heute so oder so eine Party gebe. Die größte Party allerdings, wenn er gewählt würde.

Die Welt blickt auf uns und wartet darauf, dass es mit der FIFA zu Ende geht. Es gibt eine Organisation, die heißt EndFIFAnow, habe ich mir heute sagen lassen. Wehren wir uns!

Ich bin ein Kandidat, der die Menschen zusammen bringt.

I believe in unity the Mandela way!

Ich weiß, einige mögen es nicht, wenn ich ihn zitiere. Kriege ich noch eine Nachspielzeit vom Schiedsrichter?

Wenn das Haus angegriffen wird, dann müssen wir uns wehren, sagt Nelson Mandela. Wenn uns also die Medien, die Polizei und alle anderen angreifen, dann ist das nicht der richtige Zeitpunkt, um ein Feuer im eigenen Haus anzuzünden.

Hm.

Aber Lachen. Beifall. Habe wohl einige Gags nicht verstanden.

Der größte Beifall bisher.

Denn Tokyo Sexwale hat seine Kandidatur im letzten Moment zurückgezogen.

Standing Ovations von vielleicht einem Achtel der Delegierten.

Merci Monsieur Tokio. Dann kommen wir jetzt zur Wahl.

13.48 Uhr: Das sollte jetzt mindestens eine Stunde dauern. Es stehen vorn zwei Wahlkabinen. Die Nationen werden einzeln aufgerufen. Vor den Kabinen werden Identitäten der Personen überprüft. Handys und Fotoapparate sollen abgegeben werden, damit niemand Wahlzettel postet (und seinen Auftraggebern Belege für die ordnungsgemäße Ausführung des Wahlauftrages liefert).

Wir sind jetzt bei Algerien und Albanien.

Und ich hole mir mal flink einen FIFA-Kaffee!

14.25 Uhr: Schrieb ich Ahnungsloser eine Stunde? Zwei Stunden eher. Wir sind gerade bei D wie Dominikanische Republic in Voting Booth 1 und C wie Cuba in Voting Booth 2.

14.36 Uhr: Zeit für einige Tweets – aber nicht genug Zeit, um alles zu überfliegen.

Greg Dyke beim Nickerchen:

14.49 Uhr: Libanon und Kirgistan.

In der Zwischenzeit könnten wir eigentlich auch abstimmen, ich hole mal die Umfrage aus dem Juni 2015 aus dem Archiv:

Hinweis: An dieser Stelle ist eine Umfrage eingebettet. Bitte besuchen Sie die Website um sich an der Abstimmung zu beteiligen und die Ergebnisse anzusehen.

15.40 Uhr: Ist jemand eingeschlafenß Ich bin es, beinahe. Anstrengende Zeiten. Jedenfalls: Die (erste) Abstimmung ist beendet. Jetzt wird ausgezählt – und das dauert eher keine zwei Stunden.

16.10 Uhr: Der erste Wahlgang:

Was heißt das?

Es kommt etwas überraschend. Nun ist die Frage, wohin die Stimmen wandern. Tendenziell würde ich sagen, viele Stimmen von Prinz Ali wandern demnächst zu Scheich Salman. Andererseits: Bei der Wahl 2015 hat Prinz Ali mit den Europäern gegen Blatter paktiert. Kann jetzt noch jemand beeinflusst werden? So ein Ergebnis löst manchmal auch Fliehkräfte aus, in beide Richtungen. Die einen wollen auf der Siegerseite stehen und switchen flink zu Infantino. Die anderen werden panisch und werden von ihren Verbindungsmännern ermahnt – und gehen gerade deshalb zum Scheich.

Und noch etwas, das haben mich vor allem IOC-Abstimmungen gelehrt: Oft genug bedeuten die meisten Stimmen im ersten Wahlgang nicht den Sieg.

17.40 Uhr: Immerhin hat der zweite Wahlgang nur knapp 90 Minuten gedauert. Es wird ausgezählt. Und ich fürchte – wie schon im Mai 2015 – um meinen Flug. Müsste allerspätestens in zwei Stunden hier los. Das wird wohl nichts.

17.58 Uhr: Schau an, schau an. Der Mann, der in der UEFA jahrelang alle FIFA-Reformen abgeblockt hat, ist neuer FIFA-Präsident.

18.01 Uhr: Der Verlegenheitskandidat, Plan B, sagt:

Ich akzeptiere die Wahl.

Und er weint.

Habe auf meiner langen Reise viele fantastische Menschen getroffen, die Fußball lieben und atmen und die es verdienen, dass die FIFA eine hoch angesehene Vereinigung ist. Wir werden den Ruf der FIFA wieder herstellen.

Ich danke Ihnen allen, allen 209 Verbänden. Es war ein sportlicher Wettbewerb. Es war ein großes Zeichen der Demokratie. Ich möchte der Präsident aller 209 Mitgliedsverbände sein. Ich möchte mit Ihnen allen zusammen arbeiten, um eine neue Ära bei der FIFA einzuleiten. Eine Ära, wo der FIFA wieder ins Zentrum rückt.

Die FIFA hat harte Momente hinter sich, traurige Momente. Aber das ist jetzt vorbei. Wir möchten Respekt.Wir möchten Respekt der gesamten Welt. Wir werden dafür sorgen, dass wir uns endlich wieder konzentrieren können auf dieses wunderbare Spiel Fußball.

Nochmals: Aus journalistischer Sicht wäre ein Präsident Salman viel besser gewesen.

18.07 Uhr: Markus Kattner nennt Issa Hayatou immer noch: Präsident. Standing Ovations für den Schmiergeldempfänger Issa Hayatou, der eigentlich Scheich Salman als Boss wollte (aber wer weiß schon, was er mit Infantino ausgemacht hat).

18.14 Uhr: Die Sache hätte auch irgendwo auf einem Dorfsportplatz zwischen Brig und Visp geklärt werden können, denn …

19.07 Uhr: Journalistenrunden mit DFB- und anderen Leuten. Pressekonferenz von Infantino, dann muss ich zum Flieger flitzen. Werde mich erst spät wieder melden können.

Manch Neunmalkluger meint ja nun lästern zu müssen, weil ich den Scheich vorn gesehen habe – bis Donnerstagnacht, wie stets beschrieben. Nun denn, wer da nun lächelt, begreift schlicht nicht, mit welcher Dynamik sich Dinge entwickeln können, gerade in dieser lebensbedrohlichen Situation, in dieser historischen Lage. Heute Vormittag zum Beispiel wurde bekannt, dass die karibische Fußballunion CFU zu Infantino gewechselt ist. Den Präsidenten dort kenne ich seit Jahren ziemlich gut, er ist nicht über Zweifel erhaben, ganz und gar nicht. Wie und warum das so gelaufen ist, muss man versuchen zu analysieren. Mal schauen.

Jedenfalls, offenbar war auch Husain überrascht, wie man oben am Screenshot sieht. Und der hat nun wirklich schon tausend wichtige Wahlen gedeichselt. Man kann nicht alles gewinnen – auch nicht als Diener des Scheichs.

19.15 Uhr: Auffallend ist natürlich, dass fast alle Stimmen von Ali und Champagne in Runde zwei an Infantino gingen. Dafür findet sich eher noch eine Erklärung als vielleicht für einen Stimmenzuwachs unmittelbar vor der Wahl, also in den letzten Tagen und Nächten. Das Thema CFU habe ich schon genannt. Könnte entscheidend gewesen sein. Vielleicht hat mein Kumpel Declan Hill sogar Recht, der vorgestern nach vielen Stunden im Baur au Lac angekündigt hat, die CONCACAF-Stimmen würden die Wahl entscheiden. Genau werden wir es nie wissen, aber ein wenig möchte man sich dem Geschehen schon nähern.

(Ich nehme vielleicht noch einige Minuten der Infantino-PK mit. Doch eigentlich müsste ich jetzt schon sprinten.)

00.35 Uhr: Wieder daheim. Feierabend. Was zu sagen ist, was durchdacht werden und überprüft werden muss, lässt sich auch morgen (bei SpOn und hier) und in den nächsten Tagen und Wochen durchdenken und mitteilen. Die FIFA ist noch nicht am Ziel. Aber es sie steht jetzt ein bisschen besser da als vor 24 Stunden.

Eins nur, das Interessanteste, was ich bisher dazu aufgeschnappt habe: Oben im Blog habe ich die Passage erwähnt, als Infantino auf die Vorwürfe von Salman & Co eingeht, er wolle zu viel Geld an die FAs verteilen und gefährde damit die Existenz der FIFA. Für seine Reaktion darauf, die in den Worten gipfelte „The money of FIFA is your money!“, erhielt er spontanen Applaus. Japans Verbandspräsident hat nach der Wahl zu Protokoll gegeben, das sei der Moment gewesen, wo er von Salman zu Infantino umschwenkte.

Derlei Botschaften wirken eben. Das Geld ist eines, das andere ist: Infantino hat Kampfgeist bewiesen und wurde belohnt. Ich fand es am Donnerstag noch peinlich, als sein Lager (Mike Lee, Vero, ein Stammgast im Blog) eine Pressemitteilung verschickte, in der Infantino schon einmal erklärte, dass er rechnen könne und einen exorbitant größeren Teil der FIFA-Einnahmen and die FAs verteilen wolle. Das kam an.

Ein zweiter Aspekt ist die kriminalistisch-juristische Aufarbeitung der Fußballmafia-Umtriebe durch das Department of Justice. Das hat gerade in CONCACAF und CONMEBOL Infantino geholfen, aus vielerlei Gründen. Das hatte ich ein wenig vernachlässigt, hätte es am Donnerstag nach dem CONCACAF-Kongress und den Eindrücken/Gesprächen dort eigentlich besser einordnen müssen.

Gute Nacht.


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